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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0223

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Kunstlitteratur »nd verviels. Kunst.


K. ?t. A. v. Heyden, „Jury u. Kunstausstellungen".
(Berlin, F. Fontane L Co., 50 Pf.) Der Verfasser wiederholt
die ewigen und wohlberechtigten Klagen über die Juries, ohne
doch die mindeste Aussicht zu haben, sie jemals überflüssig machen
zu können. — Daß alle Institutionen der Art sehr mangelhaft
sein müssen, ist ja selbstverständlich, ebenso sicher ist aber auch,
daß man durchaus einen Schutz gegen das jeden Kunstgenuß be-
einträchtigende Vordrängen unverschämter Mittelmäßigkeit —
also irgend eine Art von Juries — braucht und immer brauchen
wird. INKI

— „Elzevieraus-
gaben klassischer Dich-
tungen" (Leipzig, Herm.
Seemann, pro Band eleg.
geb. 2 M.). In unserer
vorjährigen Weihnachts-
bücherschau erwähnten wir
bereits dieser überaus reiz-
vollen Kollektion, die in
zierlicher Ausstattung
Perlen der deutschen Dich-
tung mit künstlerischem
Schmucke darbietet. Wir
nehmen Veranlassung,
nochmals auf d^selbe zu-
rückzukommen und sie un-
fern Lesern zur eigenen Er-
stellung, wie auch überall
da zu empfehlen, wo es
sich um die Auswahl eines
kleinen zierlichen Ge-

schenkes handeln soll. Ne-
benstehend geben wir

Jllustrationsproben aus
zwei verschiedenen Bänden.
Die Kollektion brachte bis-
lang : Goethes und

Schillers „Balladen",
CH amisso s „PeterSchle-
mihl", Hauffs „Phan-
tasien im Bremer Rats-
keller", Lessings „Minna
von Barnhelm", Heines
„Harzreise" und Shake-
speares „Romeo und
Julia". In die Illu-

strierung haben sich Hans Looschen, Adelbert Niemeyer
und Ludwig Stiller mit je zwei Bändchen in der oben ge-
gebenen Reihenfolge geteilt. lWiSl

L. °VV. Frimmel, Or. Theod. v., „Handbuch der
Gcmäldckunde" (Webers illustr. Katechismen Nr. 151, Leipzig,
Pr. 3 M. 50 Pf.). Von dem in der kunsthistorischen Litteralur
durch seine „Kleinen Galeriestudien" längst als vorzüglicher Kenner
alter Malerei bekannten Verfasser liegt uns ein neues Werk vor,
welches als „Handbuch der Gemäldekunde" bezeichnet ist. Das-
selbe giebt erfreuliches Zeugnis davon ab, daß sich die jüngeren
Kunsthistoriker nicht allein mit der ästhetischen Seite ihres Faches,
sondern auch mit der praktischen zu befassen anfangen. Die
Frimmelsche „Gemäldekunde" behandelt hauptsächlich den zweiten
Standpunkt und dient der Erkenntnis der äußeren Beschaffenheit
der Gemälde alter Meister, wie sie sich in den Gemäldesamm-
lungen dem Auge präsentieren. Große Sorgfalt ^egt deshalb
Frimmel auf die Schilderung der Maltechnik alter Schulen und
der von ihnen benützten Bindemittel; es möge ihm jedoch daraus
kein Borwurf gemacht werden, wenn er dabei nicht immer genau
unterrichtet zu sein scheint, denn manches stimmt mit den ^hat-
sachen nicht vollkommen überein, anderes ist überhaupt noch nicht
eingehend genug klargestellt. Seite 49 z. B. behauptet Frimmel,
daß Dürer „vielfache Untermalungen und Untertuschungen machte,
bei denen Ultramarin die Hauptfarbe, vielleicht die einzige Farbe
war". Es ist dem Referenten wohl bekannt, auf welche Notiz
des Dürerschen Nachlasses sich diese merkwürdige Untermalungs-
art, von welcher auf Dürers Bildern absolut nichts zu sehen ist,
stützen könnte, aber diese Stelle bezieht sich nur auf Ultramarin

Illustration

zu Goethes „Heideröslein".

selbst, das bekanntlich zu jenen Zeiten sehr schwer zu präparieren
und so teuer war, daß die Farbe mit Gold ausgewogen wurde.
An anderer Stelle (Seite 160) wird erzählt, daß Kobaltblau erst
anfangs dieses Jahrhunderts in Gebrauch kam, während dasselbe
in Malrezepten des 16. Jahrhunderts schon mehrfach erwähnt
ist u. s. w. Mit sehr viel Sachkenntnis und eingehend befaßt sich
der Autor mit den Schäden alter Gemälde und deren Restaurations-
methoden, den Erkennungszeichen der Monogrammierung und den
verschiedenen Fälschungen; aus der Form und Verschiedenheit der
Sprungbildung (Craquelures) lassen sich manche Schlüsse ziehen,
ebenso aus der Art der Schäden, wie Nachdunkeln und Nach-
gilben des Firnisüberzuges, der „Patina", oder aus der Ver-
schiedenheit der Grundlagen, auf welchen Bilder gemalt sind.
Besitzer und Liebhaber alter Gemälde werden hier vieles für sie
Wichtiges und Interessantes finden, ohne deshalb in die Ver-
suchung zu kommen, eigenhändig an alten Kunstwerken herum zu
experimentieren. Die Kapitel über die Abschätzung des künst-
lerischen Wertes eines Bildes, die ästhetische und kunstgeschichtliche
Beurteilung desselben führen wieder auf ganz kunsthistorischen
Boden und zeigen das vielseitige Wissen und die vollkommene
Beherrschung des Materials. Es ist schade, daß sich Frimmel die
Grenzen selbst so eng und er nur die sogenannten „Galeriebilder"
in den Bereich seiner Betrachtungen gezogen hat, denn es wäre
wünschenswert gewesen, auch über Freskogemälde, Miniaturen,
Aquarelle und Handzeichnungen ebenso belehrt und unterrichtet
zu werden. Für das überaus sorgsam zusammengestellte Quellen-
material und die einschlägige Litteratur wird ihm der Leser gewiß
dankbar sein. Ises2^

— „Byzantinische Zellen-Emails. Sammlung
Swenigorodskoi." Unter diesem Titel hat der seit langen
Jahren vielfach in Deutschland lebende russische Staatsrat
Alexander von Swenigorodskoi ein Prachtwerk seltenster
und kostbarster Art Herstellen lassen, das durch seine außerordent-
liche Ausstattung die größte Hochachtung des Kenners und die
Bewunderung des Laien herausfordert. Dem Genannten, der
einen wohlbegründeten Ruf als feiner Kunstkenner genießt, ist es
vermöge seiner bedeutenden Mittel gelungen, in seinen wertvollen
Sammlungen eine große Anzahl von Werken in altem byzan-
tinischen Zellenschmelz zu vereinigen, deren großer Wert ihm
schon einmal Veranlassung gegeben hat, sie zum Gegenstand einer
wissenschaftlichen Arbeit zu machen, die der kunstverständige Pfarrer
Johannes Schulz in Aachen übernommen hatte. Ebenso wie
diese 1890 erschienene Schrift nicht in den Buchhandel gelangte,
ist auch die neue Publikation über die Sammlung nicht für den
Handel bestimmt, sondern der Herausgeber hat nur 600 Exemplare,
je 200 in russischer, französischer und deutscher Sprache Herstellen
lassen, über die er selbst verfügt. Das Format des ungefähr
eine Handbreite starken
Bandes ist Großquart,
die Ausstattung des Gan-
zen eine so reiche und
schöne und dabei von so
hoher technischer Vollen-
dung, daß das Auge des
Beschauers immer wieder
durch neue Einzelheiten
gefesselt wird. Das vor-
wiegend an der Herstellung
beteiligte deutsche Kunst-
gewerbe hat alle Ursache,
dem Herausgeber dankbar
zu sein für die Anregun-
gen, die er durch die wahr-
haft fürstliche Ausstattung
des Werkes gegeben hat.

Ein weißer Lederband mit
Relief - Verzierungen in
Schwarz und Gold, um
den eine kostbare Seiden-
decke in byzantinischer
Musterung gelegt ist, bildet
die äußere Hülle des Wer-
kes. Die Zeichnung für
den Einband ist ent-
worfen vom Architekten Illustration

I. P. Ropet in Peters- zu Heines „Harxreise".

bürg, von dem auch die von ru -> wig -. i11er

Entwurse zu den Pracht- Uns Lljevierausgaben klassischer vi-s-Iunae»'
blättern der- Werkes her- (Bespr. obenstebend;
 
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